BHAK/BHAS Hollabrunn

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"Verzeihen ja - Vergessen darf man nie"




Aus der Geschichte lernen - HAK Schüler besuchen ehemaliges Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau

"Unfassbar, dass so etwas passieren konnte", dachten sich die Schülerinnen und Schüler der fünften Jahrgänge der BHAK Hollabrunn, als sie beim Besuch des ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau erfuhren, was hier vor über 70 Jahren passiert war.

Im Rahmen eines Zeitzeugenprojekts unternahm die Schülergruppe mit ihren Lehrern eine viertägige Exkursion nach Oswiecim in Polen, in deren Mittelpunkt die Auseinandersetzung mit dem Holocaust als zentralem Verbrechen des nationalsozialistischen Deutschlands im 2. Weltkrieg stand.

Der Besuch in Auschwitz erstreckte sich über 3 Tage und begann mit einer sehr eindrucksvollen Führung durch das Stammlager Auschwitz 1. Am Abend dieses langen Tages trafen sie zu einer Meditation zusammen, um die ersten Eindrücke auszutauschen, zu diskutieren und um das Gesehene nachzubesprechen.

Am nächsten Tag besichtigten die Schüler das Vernichtungslager Birkenau, in welchem die systematische Vernichtung von Juden durchgeführt worden war. Nicht nur die Berge von Koffern der Ermordeten mit Namen, Anschrift und Alter, die im Stammlager ausgestellt waren, machten die jugendlichen Besucher fassungslos, allein die Größe des Vernichtungslagers Birkenau erschütterte sie.

Eine weitere Vertiefung der Auseinandersetzung mit den nationalsozialistischen Verbrechen ermöglichte ein Gespräch mit der Zeitzeugin Stefania Wernik, die im November 1944 im Frauenlager Birkenau geboren worden war. Einige Stunden lang erzählte sie ihre zutiefst berührende Geschichte, indem sie das, was ihr die Mutter anvertraut hatte, den Jugendlichen erzählte: wie sie den Lageralltag als schwangere Frau erlebt hatte, was sie alles erdulden musste, um ja nicht getötet zu werden, wie sie ihr Kind unter diesen widrigen Umständen zur Welt brachte. Einige Tage nach der Geburt wurde auch dem Neugeborenen die Lagernummer 89136 auf dem linken Oberschenkel eintätowiert. Dr. Mengele, der Arzt des Todes, interessierte sich sofort sehr für sie. Er nahm das Kind mit, um mit ihm pseudomedizinische Experimente durchzuführen. Ihre Mutter erzählte ihr immer wieder, dass sie danach viel weinte, dass sie kaum beruhigt werden konnte. Dass sie überlebte, bezeichnete Frau Wernik mehrmals als ein Wunder und so konnte sie die Befreiung des Lagers Birkenau am 27. Januar 1945 erleben. Die ältere Dame zog die jungen Zuhörerinnen und Zuhörer in den Bann ihrer detailreichen Erzählung. Ihr Bericht drängte die Jugendlichen zu zahlreichen Fragen, die sie sehr ausführlich beantwortete. Dabei verdeutlichte sie den jungen Zuhörern immer wieder ihre zukünftigen Einflussmöglichkeiten.

Den Abschluss dieses sehr intensiven Tages bildete eine Multimediale Präsentation mit dem Thema: Block 11 - der "Todesblock" im Stammlager Auschwitz, die eine interessante Annäherung an die Geschichte von Auschwitz-Birkenau ermöglicht. Dies wird anhand der Darstellung von Häftlingspersönlichkeiten und ihren Schicksalen, basierend auf erhaltenen Lagerdokumenten, erreicht. Auf der anderen Seite wird das Funktionieren des bürokratischen Lagerapparats deutlich dargestellt.

Den Abschluss unserer Projektwoche bildete die Fahrt in die 60 km entfernten Stadt Krakau, wo die Schülerinnen und Schüler an einer Führung durch die Altstadt und das Judenviertel Kazimierz teilnahmen. Der Besuch dieser schönen Stadt an der Weichsel war ein willkommenes und wichtiges Abwechslungsprogramm nach den anstrengenden und emotionalen Tagen.

Zurück in Hollabrunn sind sich die Schülerinnen und Schüler darüber einig, dass die Woche anstrengend und auch emotional belastend gewesen ist, trotzdem sind alle froh, die Chance gehabt zu haben, persönliche Erfahrungen zu machen und aus dem Erlebten zu lernen.

Eines ist allen Teilnehmern dieser Projekttage sehr wichtig: Es ist notwendig, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Wir können zwar nichts für unsere Geschichte, aber wir alle sind dafür verantwortlich, was wir zukünftig in und aus dieser Welt machen.

"Ihr seid nicht schuld an dem, was war, aber verantwortlich dafür, dass es nie mehr passiert!"

(Max Mannheimer, Holocaust-Überlebender, gest. 2016)


Mag. Annemarie Bierbaumer
Unsere Partner



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